Montag, 6. März 2017

"Ich bin auch ein Blindenhund!"

Liebe Leserin, lieber Leser

Kinder lernen sehr viel von uns Erwachsenen. Das Gleiche gilt auch umgekehrt. Das wissen wir zwar längst, doch ist es immer wieder verblüffend, WAS wir lernen. Kinder bringen Kompliziertes so oft sehr einfach auf den Punkt. So lernte ich heute Folgendes als ich mit unserem 6jährigen Sohn unterwegs war.

Wir fuhren mit der Stadtbahn von Zug 2 Stationen bis zu unserem Zuhause. In der 1. Station stieg ein Mann mit einem Blindenhund ein. Unser Sohn hat noch nie bewusst einen Blindenhund gesehen und beobachtete ihn lange und ich spürte, wie ihn eine Frage brannte. Beim nächsten Halt - zum Glück konnten wir aussteigen - fragte er mich:
"Mama, was ist das für ein Hund? Der hat eine ganz andere Leine."
Ich: "Das ist ein Blindenhund. Der Mann ist blind oder sehr stark sehbehindert und der Hund hilft ihm, den Weg zu finden, den er selbst nicht sehen kann." Dann erklärte ich ihm, wie ein Blindenhund ausgebildet wird und dass nach dieser sehr schwierigen Ausbildung es sein Job sei, Blindenhund zu sein. Danach war ein paar Sekunden konzentrierte Ruhe und dann die Anmerkung: "Mama, du hast ja auch einen Job und Papa hat auch einen Job. Ihr beide arbeitet im Büro in Eurer eigenen Firma. Aber was ist denn eigentlich eine Firma?" Ich: "Es gibt ganz viele verschiedene Firmen und alle verkaufen etwas. Z.B. Coop oder Migros sind auch Firmen und die verkaufen Milch. Und unsere Firma verkauft anderen Firmen Lösungen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht." Daraufhin kicherte es neben mir: "Das ist echt lustig, Mama! Dann bist du und Papa also auch ein Blindenhund, weil ihr auch anderen helft." So hatte ich mir das noch nie überlegt. Der Kreis war also wieder geschlossen. Unser Sohn weiss jetzt, was mein Job ist. Und ich - ganz ehrlich - fühlte mich schon ein bisschen gerührt, mit einem Blindenhund verglichen zu werden. Als so wichtig habe ich meine Arbeit bis jetzt nie betrachtet. Morgen gehe ich bestimmt noch motivierter und aufrechter zur Arbeit.


Ich lade Sie ein: Machen Sie den Selbsttest und erklären Sie mal etwas ganz Kompliziertes einem Kind oder einer betagten Person. Ob Ihnen das gelingt werden Sie anhand der Reaktion sofort spüren. Wenn sich nämlich das Gegenüber ernst und verstanden fühlt, strahlt das auch wieder auf Sie ab. Ihr beide werdet ab dem Gespräch wachsen und euch gut fühlen. Wer Schwieriges auch einfach erklären kann, ist ein Alltagsheld - immer wieder!

Werden auch Sie ein Blindenhund und erzählen Sie mir bei unserer nächsten Begegnung, wie das vor sich ging! Ich freue mich darauf!

Herzlichst, Ihre Franziska Bischof


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